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Trinkwasserhygiene: Leitfaden für sauberes und sicheres Trinkwasser
Um Trinkwasser effektiv vor schädlichen Verunreinigungen zu schützen, ist die Auswahl geeigneter Sicherungsmaßnahmen entscheidend.
Erfahren Sie in diesem Beitrag, mit welchen Maßnahmen die Qualität des Trinkwassers nach heutiger wissenschaftlicher Auffassung erhalten und sichergestellt werden kann.
Was versteht man unter Trinkwasserhygiene?
Die Trinkwasserhygiene umfasst die Vorschriften und Anforderungen, die sicherstellen, dass das Wasser für den menschlichen Gebrauch sauber und gesundheitlich unbedenklich ist. Dazu gehören u. a. Kriterien wie die Temperatur des Trinkwassers, die Vermeidung von Verunreinigungen und die Kontrolle von Legionellen oder sonstigen Kontaminationen.
Info: Legionellen sind Bakterien, die in Wasser vorkommen und sich vor allem in warmem, stehendem Wasser vermehren. Sie können durch Einatmen von fein zerstäubtem Wasser (z.B. aus Duschen, Klimaanlagen oder Whirlpools) zu schweren Krankheiten führen. Besonders bei der Planung und Installation von Trinkwassersystemen ist daher besondere Sorgfalt geboten, um das Risiko einer Legionelleninfektion zu minimieren.
Vier Erfolgsfaktoren für eine einwandfreie Trinkwasserhygiene
Um eine einwandfreie Trinkwasserhygiene zu gewährleisten, sind vier entscheidende Erfolgsfaktoren zu beachten:
1. Durchströmung
Die Durchströmung spielt eine entscheidende Rolle darin, die Wasserhygiene zu gewährleisten: Stagnation, also ein verlangsamter oder stillstehender Wasserstrom, kann dazu führen, dass sich die enthaltenen, in der ursprünglichen Menge unschädlichen Keime und Bakterien so sehr vermehren, dass sie die Unbedenklichkeitsschwelle (den max. zulässigen Maßnahmenwert bzw. Grenzwert der TrinkwV, Seite 53 folgende) überschreiten.
Um Stagnationswasser zu vermeiden, sollten Sie geeignete Maßnahmen ergreifen:
- Trinkwasserzapfstellen regelmäßig öffnen oder
- Automatische Spülsysteme einsetzen.
2. Temperatur
Gemäß der Trinkwasserverordnung gibt es auch klare Vorgaben zur Kaltwassertemperatur, die eingehalten werden müssen, um die Qualität des Trinkwassers zu gewährleisten:
- Eine zu hohe Temperatur im Kaltwasser kann zu vermehrtem Bakterienwachstum führen.
- Eine zu niedrige Temperatur des Warmwassers kann die Bildung von Legionellen begünstigen.
Daher ist es wichtig, dass die Kaltwassertemperatur in den Leitungen und Speichern konstant unter 25 Grad Celsius gehalten wird.
Darüber hinaus kann eine angemessene Kaltwassertemperatur auch ggf. (abhängig u. a vom pH-Wert) dazu beitragen, dass sich weniger Ablagerungen oder Korrosionen in den Leitungen bilden, was wiederum die Wasserqualität verbessert.
3. Wasseraustausch
Durch den ständigen Austausch von Wasser in Trinkwassersystemen werden die Konzentration von Schadstoffen verringert und Keime ggf. entfernt. Zudem verhindert der Wasseraustausch die Bildung von Biofilmen und Ablagerungen in den Leitungen, die das Wachstum von Krankheitserregern begünstigen könnten.
In einer Trinkwasserinstallation sollte deshalb spätestens alle 72 Stunden ein vollständiger Wasseraustausch erfolgen. In der Planung sollte die Installation entsprechend angelegt sein.
4. Nährstoffangebot
Um die Vermehrung und Ausbreitung von Bakterien im Trinkwasser zu verhindern, ist es wichtig, die Nährstoffzufuhr zu minimieren. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Auswahl der richtigen Baumaterialien. Das Ziel ist, dass alle Materialien, die mit Wasser in Kontakt kommen, möglichst wenig Nährstoffe freisetzen. Im Bereich der Sanitärinstallationen werden daher häufig Metalle wie Edelstahl verwendet, da sie anorganisch sind und keine Nahrung für Mikroorganismen bieten.
Bei einem Überangebot von Nährstoffen im Wasser helfen außerdem verschiedene Maßnahmen:
- Regelmäßige Reinigung und Wartung der Wasserinstallationen: Dadurch werden Biofilme und Ablagerungen, die Nährstoffquellen für Bakterien sein können, verringert und vorgebeugt.
- Optimierung der Wasserbehandlungsprozesse: Dazu gehört die Anpassung der Desinfektionsmethoden, um das Wachstum von Bakterien zu kontrollieren.
- Kontrolle der Wasserqualität: Regelmäßige Überwachung und Tests des Wassers können helfen, ein Nährstoffüberangebot frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Einsatz von Filtern und Reinigungssystemen: Diese können dazu beitragen, überschüssige Nährstoffe zu entfernen und die Wasserqualität zu verbessern.
Bestimmungsgemäßer Betrieb für konstant hohe Wasserhygiene
Die Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebes ist unerlässlich, um das Risiko von Kontaminationen zu minimieren. Zudem sind Wartungen gem. DIN EN 806:5 durchzuführen, um Schäden zu vermeiden und die Lebensdauer aller Produkte zu verlängern, die am Trinkwassersystem angeschlossen sind. Hierfür sind folgende Arbeitsschritte wichtig:
Dokumentation der Trinkwassersinstallation
Eine sorgfältige Dokumentation ist bereits in den ersten Schritten der Planung unerlässlich. Ein sogenanntes Raumbuch ist dabei zentral: Es wird gemeinsam von allen am Projekt Beteiligten (z. B. Bauherr, Architekt und dem Planer für Trinkwasserinstallationen) erarbeitet. In diesem Dokument werden die Nutzung der einzelnen Räume und die Anforderungen an die Trinkwasserinstallationen detailliert beschrieben. Dies beinhaltet auch eine genaue Festlegung des Bedarfs. Zudem sollten schon während der Planung Anweisungen für den Betrieb, die Wartung und die Hygiene erstellt werden.
Trinkwasser stetig kontrollieren
Durch regelmäßige Kontrollen stellen Sie sicher, dass das Trinkwasser den strengen Hygiene- und Qualitätsstandards entspricht. Hierfür werden verschiedene Parameter wie der pH-Wert und der Gehalt an Schwermetallen oder Bakterien geprüft.
Die Kontrolle erfolgt in der Regel durch Probenahme an verschiedenen Stellen in der Trinkwasserinstallation und durch anschließende Laboruntersuchungen. Sobald die Kontrollen durchgeführt wurden, können Sie gegebenenfalls notwendige Maßnahmen ergreifen, um die Trinkwasserqualität zu verbessern.
Konsequente Instandhaltung des Trinkwassersystems
Durch regelmäßige Wartung und Überprüfung der Wasserleitungen, Filter und Desinfektionssysteme verhindern Sie die Kontamination des Wassers.
Folgende Schritte sollten Sie dafür regelmäßig durchführen:
- Inspektionen,
- Reinigungen,
- Desinfektionen,
- auf Veränderungen in der Wasserqualität achten und entsprechend reagieren.
Trinkwassersicherheit gewährleisten: Schutzmaßnahmen gegen Verunreinigungen
Für ein sicheres Trinkwasser müssen bestimmte Verfahren beachtet werden. Das ist besonders wichtig in Krankenhäusern und Seniorenheimen, wo sich Menschen mit einem schwachen Immunsystem aufhalten.
Trinkwasser richtig transportieren und lagern
Wasser kann während des Transports und der Lagerung leicht kontaminiert werden, wenn Sie nicht die richtigen Vorkehrungen treffen. Um die Trinkwasserhygiene zu gewährleisten, sollten Wasserbehälter sauber, trocken und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein.
Beim Transport von Trinkwasser sollten Sie verschlossene, für Trinkwasser geeignete Behälter verwenden, um Verschmutzungen zu vermeiden.
Trinkwasser-Hygieneplan festlegen
Laut der Norm DIN 1988-200 (Abschnitt 3.8: Planungsgrundlagen) benötigen Gebäude mit speziellen Anforderungen, etwa Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Seniorenwohnheime oder gewerblich genutzte Gebäude, einen zusätzlichen Hygieneplan.
Dieser Plan sollte Anweisungen für erhöhte Wartungsanforderungen und Maßnahmen für den Fall von Störungen beinhalten. In dem Trinkwasser-Hygieneplan sollten enthalten sein:
- Die Transport- und Lageranweisungen der Hersteller für die genutzten Anlagenteile.
- Schutzmaßnahmen, welche die Hygiene in der Trinkwasserinstallation betreffen.
- Die Empfehlungen für die Reinigung und Desinfektion von Trinkwasserinstallationen des DVGW-Arbeitsblattes W 557.