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Bakterien und Keime im Trinkwasser

Obwohl das Trinkwasser in den meisten europäischen Regionen von hoher Qualität ist und regelmäßig geprüft wird, kommt es doch vor, dass sich Bakterien, Viren oder Keime im Wasser befinden. In den meisten Fällen liegt dies nicht an der Qualität des Wassers, welches von den Wasserversorgern in das System eingespeist wird, sondern an kontaminierten Leitungen. Durch Biofilmbildung wird die Vermehrung von Keimen und Bakterien begünstigt. Man unterscheidet zwischen pathogenen Keimen, die im Wasser überleben können, und Keimen, die im Wasser leben und sich dort vermehren – als singuläre Zellen oder in Biofilmen.

Im Wasser lebende Keime

Zu den Bakterien, die im Wasser leben, gehören u.a. Pseudonomaden (wie z. B. Pseudomonas aeruginosa) oder Legionellen-Bakterien. Alle Arten der gramnegativen, nicht sporenbildenden aeroben Legionellen-Bakterien sind im Prinzip als humanpathogen einzustufen. Die für Erkrankungen des Menschen bedeutsamste Art ist Legionella pneumophila, die für etwa 90 % aller Infektionen verantwortlich ist. Legionellen vermehren sich intrazellulär in Amöben und anderen Protozoen, die in Wasserleitungen Biofilme bilden. Ihre Vermehrung wird entscheidend durch die Wassertemperatur beeinflusst. Ideale Bedingungen finden die Bakterien bei einer Wassertemperatur zwischen 25-55 Grad Celsius. Das heißt, besonders ältere, selten benutzte Warmwasserleitungen stellen ein Risiko dar.

Man unterscheidet im Lebenszyklus der Legionellen-Bakterien zwischen zwei Phasen. In der replikativen Phase sind die Bakterien unbeweglich und besitzen nur eine geringe Toxizität. In der zweiten Phase sind sie dicker und kürzer und haben Geißeln gebildet. In dieser Phase sind sie besonders pathogen und somit für den Menschen gefährlich. Die Infektion erfolgt durch Inhalation von Legionellen-haltigen Aerosolen und anschließender Vermehrung der Bakterien in der Lunge.

Pseudonomaden, wie Pseudomonas aeruginosa, sind so genannte Nasskeime, die im feuchten Milieu zu finden sind (Böden, Uferbereiche, Gartenschläuche, Wasserleitungen, etc.). Die stäbchenförmigen, aeroben Bakterien der Gattung Pseudomonas aeruginosa sind verantwortlich für viele menschliche Infektionen und gelten inzwischen als die häufigsten Krankenhauskeime. Sie werden als besonders problematisch angesehen, da sie zum einen viele unterschiedliche Erkrankungen, wie z. B. Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, akut-entzündliche Darmerkrankungen, Hirnhautentzündung und Entzündungen des Gehörgangs, auslösen und zum anderen inzwischen gegen viele gängige Antibiotika resistent sind.

Bakterien, die im Wasser überleben

Eine Vielzahl von Bakterien und Viren sind in der Lage, zumindest für eine gewisse Zeit im Wasser zu überleben. Eine orale Aufnahme von kontaminiertem Trinkwasser kann bei Menschen entsprechende Infektionen auslösen. Manche Pathogene werden auch über die Haut, über Wunden oder Körperöffnungen aufgenommen.

Coliforme Keime

Es kommt vor, dass im Trinkwasser coliforme Keime wie z. B. E. coli (Escherichia coli) zu finden sind. Das Bakterium kann im Wasser nur einige Tage überleben. Wenn es dort nachweisbar ist, weist dies auf eine akute oder zumindest kurz zurückliegende Verschmutzung mit Fäkalien hin. Nimmt der Mensch eine größere Menge Wasser zu sich, welches mit coliformen Keimen verunreinigt ist, kann dies zu Durchfallerkrankungen führen. Der Grenzwert für E. coli im Trinkwasser liegt bei 0.

Enterokokken

Enterokokken sind Milchsäurebakterien, die im menschlichen und tierischen Darm vorkommen und dort die Verdauungsprozesse unterstützen. Aufgrund ihrer fermentierenden Eigenschaften werden sie einigen Lebensmitteln wie z. B. Käse oder Rohwürsten zugefügt. Anders als coliforme Keime können Enterokokken, die zur Gruppe der Fäkalstreptokokken gehören, außerhalb des Darms bis zu einigen Wochen überleben. Bei einer gemessenen Verunreinigung ist es daher schwierig, genau den Zeitpunkt der Verunreinigung zu bestimmen. Bisher sind rund 25 Enterokokken-Arten bekannt. Die häufigsten Verursacher von Infektionen sind Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium. Typische Enterokokken-bedingte Erkrankungen sind Harnwegsinfektionen, Entzündung des Herzens (Endokarditis), Wundinfektionen oder Abszess im Abdomen.

Weitere pathogene Keime, die im Wasser überleben, sind u. a. Salmonellen, Enterobacter sowie Cholera-Bakterien. Aber auch bekannte Viren wie z. B. Noroviren oder Rotaviren, die bei Menschen gastrointestinale Erkrankungen auslösen, können durch Trinkwasser aufgenommen werden. Des Weiteren besteht das Risiko, sich über das Trinkwasser mit Hepatitis A und E Viren zu infizieren.

Trinkwasser muss regelmäßig überprüft werden

Bei der Überprüfung des Trinkwassers wird die Gesamtkeimzahl bestimmt. Unabhängig von der Art der Keime darf die Zahl pro Milliliter nicht 100 überschreiten. Man geht davon aus, dass bei Messergebnissen, die diesen Grenzwert unterschreiten, für den Menschen kein gesundheitliches Risiko besteht. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein höheres Risiko, durch kontaminiertes Wasser zu erkranken. Daher sind in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser besondere Maßnahmen erforderlich.