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Multiresistente Erreger (MRE): Entstehung bis Vorbeugung

 

Multiresistente Erreger (MRE) sind Bakterien, die gegen mehrere Antibiotika unempfindlich geworden sind und daher schwer behandelbare Infektionen verursachen können.

Sie stellen besonders in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eine große Herausforderung dar, da sie sich dort leicht verbreiten und herkömmliche Therapien oft wirkungslos bleiben.

Vorbeugende Maßnahmen wie strikte Hygieneregeln und ein bewusster Einsatz von Antibiotika sind entscheidend, um ihre Ausbreitung einzudämmen.

Wie entstehen multiresistente Keime?

Multiresistente Erreger entstehen, wenn Bakterien durch genetische Veränderungen widerstandsfähig gegen Antibiotika werden.

Diese Resistenzen können durch Mutationen in ihrem Erbgut oder durch den Austausch von Resistenzgenen zwischen verschiedenen Bakterienarten entstehen, beispielsweise über sogenannte Plasmide.

Unsachgemäßer Antibiotika-Einsatz

Besonders problematisch ist der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika, etwa wenn diese zu häufig, in zu niedriger Dosierung oder nicht über die gesamte empfohlene Dauer eingenommen werden.

Antibiotika in der Massentierhaltung

Auch der massive Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung trägt zur Verbreitung resistenter Keime bei, da diese über die Nahrungskette oder Umwelt in den menschlichen Organismus gelangen können.

Multiresistente Keime führen zu vermehrten nosokomialen Infektionen

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, wo viele immungeschwächte Patienten behandelt werden, finden diese Erreger ideale Bedingungen zur Ausbreitung, was zu schwer therapierbaren Infektionen führen kann.

Man geht davon aus, dass in Deutschland pro Jahr 400.000-600.000 mit einer medizinischen Maßnahme in Verbindung stehende, sogenannte nosokomiale Infektionen auftreten, die mit 10.000-15.000 Todesfällen verbunden sind.

Nach Daten der Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS)-Datenbank des Robert Koch-Institutes sind zirka 30.000 dieser Infektionen auf Multiresistente Keime zurückzuführen – Tendenz steigend.

Das Auftreten von Multiresistenten Erregern

Seit mehreren Jahren wird das Auftreten der Antibiotika-Resistenzen systematisch erfasst. Dadurch gibt es Erkenntnisse, welches die häufigsten multiresistenten Erreger sind und welche Antibiotika gegen diese nicht mehr wirksam sind.

MRSA-Keime sind die häufigsten multiresistenten Keime

Ein besonders häufig vorkommendes multiresistentes Bakterium ist MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus).

Es besiedelt oft die Haut oder Schleimhäute. Inzwischen sind viele Stämme nicht nur gegen die Antibiotika der beta-Laktam-Klasse resistent, sondern auch gegen andere Antibiotikaklassen. Dies führt dazu, dass Infektionen wie etwa eine Sepsis (Blutstrominfektion) doppelt so häufig mit Todesfällen verbunden sind wie dies bei einer auftretenden Sepsis mit empfindlichen Staphylococcus aureus-Stämmen der Fall ist.

Es gibt zudem weitere Multiresistente Erreger, von denen seltener die Rede ist. Neben MRSA können beispielsweise Klebsiellen, Pseudomonaden (Pseudomonas aeruginosa) und Enterokokken (Vancomycin-resistenter Enterococcus faecium und Enterococcus faecalis (VRE)) oder auch bestimmte Clostridien schwere und lebensbedrohliche Infektionen verursachen.

3MRGN und 4MRGN

Ein 3MRGN (multiresistenter gramnegativer Erreger) ist ein Bakterium, das gegen drei der vier wichtigsten Antibiotikagruppen (Acylureidopenicilline, Cephalosporine der 3. und 4. Generation, Fluorchinolone und Carbapeneme) resistent ist, während ein 4MRGN gegen alle vier dieser Antibiotikaklassen unempfindlich ist.

Pseudomonas aeruginosa kann sowohl als 3MRGN als auch als 4MRGN auftreten und ist besonders gefürchtet, da es in Krankenhäusern schwere Infektionen verursacht und aufgrund seiner hohen Anpassungsfähigkeit und natürlichen Resistenzmechanismen oft nur schwer zu behandeln ist.

Multiresistenten Keimen entgegenwirken

Es gibt verschiedene Maßnahmen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

In den letzten Jahren hat man erfolgreich an der Verbesserung der Hygiene in Kliniken und Pflegeeinrichtungen gearbeitet. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (KRINKO) erstellt Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen sowie zu organisatorischen und baulichen Maßnahmen zum Einhalten der Hygienestandards, wie z. B. Wasserfilter, Anleitungen für die Aufbereitung von Medizinprodukten, etc.

Darüber hinaus gibt es länderübergreifend Bestrebungen, Antibiotika zielgerechter und ausgewählter einzusetzen – nämlich nur dann, wenn sie wirklich indiziert sind, und auch dann sollte verstärkt auf eine korrekte Anwendung geachtet werden.