Sterilfiltration: Hohe Wasserqualität für medizinische Einrichtungen

Die Anforderungen an sterilfiltriertes Wasser gehen über die Anforderungen an Trinkwasser hinaus. Sterilfiltriertes Wasser ist von einer besonders reinen Wasserqualität. Es wird vor allem in medizinischen Einrichtungen und bei der medizinischen Produktion eingesetzt. Das Wasser wird hierfür manuell filtriert.

Die Definition der FDA von sterilfiltriertem Wasser entspricht einem Keimrückhalt von Log 7 = 99,99999 % des Testkeims Brevundimonas diminuta, dem kleinsten Wasserkeim,. Detaillierte Informationen finden Sie in unserem Beitrag „Log-Stufen & Filter-Validierung“.

Sterilfilter gegen Legionellen, Amöben und weitere Mikroorganismen

Die Wasserwerke in den meisten Ländern Europas liefern hygienisch streng kontrolliertes Wasser, welches den Anforderungen der Trinkwasserverordnungen entspricht. Trotzdem kann es vorkommen, dass das Wasser, welches im Gebäude aus der Leitung kommt, mit Bakterien oder anderen Mikroorganismen verunreinigt ist. Grund hierfür sind die Wasserleitungen in den Gebäuden. Enge Rohre und komplexe Leitungssysteme mit Totsträngen verringern die Fließgeschwindigkeit und lassen die Temperatur des Wassers ansteigen. Fließt Wasser über einen längeren Zeitraum nicht, wird von Stagnationswasser gesprochen.

Stagnationswasser bietet ideale Bedingungen für die Bildung von Biofilm. Dieser kann Bakterien, Amöben, Algen und andere Mikroorganismen enthalten, in denen Keime wie Legionellen oder Pseudomonaden ideale Lebensbedingungen finden. Diese Keime stellen besonders für immungeschwächte Patienten ein hohes Infektionsrisiko dar. Daher wird bei der Versorgung von immungeschwächten Personen sterilfiltriertes Wasser eingesetzt, welches Sicherheit in der Behandlung der Patienten bietet.

Entdecken Sie jetzt auch unseren Beitrag zum Thema Hygiene in der ambulanten ärztlichen Versorgung!

Endständige Filtration und Inline Filter für mehr Effizienz

In Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen wird in vielen Bereichen auf eine endständige Filtration sowie auf Inline-Filtersysteme gesetzt. Bei der endständigen Filtration wird Leitungswasser durch spezielle Filter, die unmittelbar an der Wasserentnahmestelle (Wasserhähne, Duschköpfe) angebracht werden, zu sterilfiltriertem Wasser aufbereitet. Endständig bedeutet, dass keine weiteren technischen Bauteile zwischen Filter und Nutzung des Trinkwassers aus einer Entnahmestelle vorhanden sind.

Als endständige Sterilfilter werden in der Regel Membran-Filter mit einer Porengröße von 0,2 µm verwendet. Die Filter müssen für Temperaturen von 60 °C und einem Druck von bis zu 5 bar geeignet sein, da in der Trinkwasser-Installation entsprechende Temperaturen und Drucke auftreten können. Durch die Membranfiltration wird die chemische Zusammensetzung des Wassers nicht verändert.

Sterilfiltration in klinischen Zuleitungssystemen

Für manche Bereiche der klinischen Einrichtungen sind Inline-Filter, die sich direkt im Leitungssystem befinden, sinnvoll. Es gibt Inline Filtersysteme, die speziell für die Kaltwasserzuläufe in medizinischen Anlagen entwickelt wurden.

Diese Technik spielt zum Beispiel bei der Endoskopaufbereitung eine große Rolle. Die Sterilfiltration im Zuleitungssystem von Reinigungs-Desinfektionsgeräten von Endoskopen (RDGE) durch spezielle Inline Filter bietet einen wirksamen Schutz vor Rekontamination bei der Schlussspülung von Endoskopen.

Auch für die Zuläufe von Gebärwannen und Zahnarztstühlen werden Inline Hohlfaser-Membranfilter verwendet.

Sterile Wasserfilter in der Herstellung

Im Normallfall werden Sterilwasserfilter unter Reinraumbedingungen produziert und verpackt. Für spezielle Anwendungen ist aber die Verwendung von sterilen Filtern erforderlich. Sterile Filter werden nach der Produktion und Verpackung (gamma)sterilisiert. Bei diesem Sterilisationsverfahren werden die verpackten Filter einer Bestrahlung mit Radionuklid Kobalt-60 unterzogen. Dieses Verfahren ermöglicht durch seine hohe Durchdringkraft eine Sterilisation von verpackten Materialien mit mäßiger Dichte.

Sterile Filter haben in der Regel eine Haltbarkeit von zwei Jahren. Somit handelt es sich hierbei um sterile Filter, sozusagen sterilisierte Sterilwasserfilter.

Vorteile von Sterilwasserfiltern durch flexiblen Einsatz

Durch die schnelle und einfache Installation sind diese Filter flexibel anwendbar und können so das Infektionsrisiko für Patienten und medizinisches Personal reduzieren. Im Befundfall werden Sterilwasserfilter z. B. am Wasserhahn oder der Dusche installiert und gewährleisten einen zuverlässigen Keimrückhalt über die definierte Standzeit.

Die Filter werden regelmäßig ausgetauscht – hier sollten die jeweiligen Filterstandzeiten der Hersteller beachtet werden. Je nach Hersteller werden Einweg- oder Mehrwegsysteme angeboten. Antimikrobiell beschichtete Filterauslässe bieten bei der Mehrheit der erhältlichen Filter noch einen zusätzlichen mikrobiologischen Schutz vor einer Keimbesiedelung.

Einsatz von Wasserfiltern im nicht-medizinischen Bereich

Im nicht-medizinischen Bereich kommen Wasserfilter in der Regel bei einem Legionellenbefund zum Einsatz. So können zum Beispiel Duschverbote in Wohnanlagen oder Hallenschließungen (Sport-und Schwimmhallen) vermieden werden. Saisonal betriebene Hotels und Ferienanlagen können endständige Filter zum Schutz ihrer Gäste einsetzen.

Empfehlungen für den Einsatz von Sterilfiltration

Die WHO empfiehlt eine endständige Wasserfiltration als Hygienemaßnahme für Risikobereiche in Krankenhäusern1. In Deutschland hat die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut (KRINKO) die Empfehlung erteilt, endständige Wasserfilter bei der Versorgung von stark immungeschwächten Patienten zu verwenden2. Auch das französische Gesundheitsministerium rät, an Entnahmestellen in Hochrisikobereichen 0,2 µm Mikrofilter zu installieren3.

Die Filter werden daher unter anderem auf Intensivstationen, onkologischen Stationen, im Transplantationsbereich und auf Frühgeborenen-Stationen eingesetzt.

Auch für die Verwendung von sterilfiltriertem Wasser bei der Endoskopaufbereitung gibt es verschiedene nationale Empfehlungen.

Sterilfiltration von Wasser hat sich im Klinikalltag bewährt

Sterilfiltriertes Wasser ist kostengünstig und kann in unbegrenzten Mengen zum Einsatz kommen, z. B. bei der täglichen Hygiene oder bei der Wundspülung. Die Prävention von Infektionen nimmt in medizinischen Einrichtungen einen immer höheren Stellenwert ein. Durch die Filtration kann der Anteil der der mit medizinischen Maßnahme und mit Wasser in Verbindung stehenden Infektionen in klinischen Einrichtungen erheblich gesenkt werden, was mittel- und langfristig zu einer beträchtlichen Kosteneinsparung führt. Daher setzen immer mehr medizinische Einrichtungen auf die effektive Prävention durch Sterilwasserfilter.

Lesen Sie auch unseren Beitrag über die verschiedenen Arten der Wasserfiltration und unseren Beitrag zum Thema Hygiene in der ambulanten ärztlichen Versorgung!
 


 

1 "Legionella and the prevention of Legionellosis”, WHO Press, World Health Organization, Geneva/Switzerland, Editors: J. Bartram, Y. Chartier, JV Lee, K. Pond & S. Surman-Lee, 2007 
2 Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI) „Anforde-rungen an die Hygiene bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten Patienten“, Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz, 53:357-388, 2010 
3 Circulaire DGS/SD7A/SD5C-DHOS/E4 n° 2002/243 du 22/04/2002 relative à la prévention du risque lié aux legionelles dans les établissements de santé, April 22nd, 2002