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Multiresistente Erreger (MRE): Wichtige Fakten rund um resistente Keime

 


Der Mensch kommt ständig mit den unterschiedlichsten Bakterien in Kontakt, mit denen sich sein körpereigenes Immunsystem auseinandersetzen muss. Bakterien sind nicht per se gesundheitsschädlich. Einige von ihnen – so genannte pathogene Bakterien – können jedoch gesundheitsgefährdende Infektionen hervorrufen.

Bestimmte Stämme von Streptokokken, Staphylokokken, Legionellen oder Salmonellen sind dafür bekannt, dass sie besonders bei immungeschwächten Personen schwere Infektionen auslösen können. Gegen solche multiresistenten Keime werden in der Regel Antibiotika eingesetzt.

Inhalt:

Wie entstehen multiresistente Keime?

Früher wurde angenommen, dass bakterielle Infektionen durch die effektive Kontrolle mittels Antibiotika kein großes Problem darstellen. Heute wissen wir jedoch, dass sich Bakterien durch Zellteilung schnell vermehren können, wobei sich die Population einiger Arten innerhalb von nur 20 Minuten verdoppeln kann. Im Laufe dieser Vermehrung können Mutationen auftreten, die zu einer Antibiotikaresistenz führen. Einige Bakterienstämme haben sich als resistent gegen bestimmte Antibiotika erwiesen, was bedeutet, dass diese Medikamente unwirksam werden und die Infektionen sich ungehindert im Körper ausbreiten können.

Wenn Antibiotika erneut eingesetzt werden, überleben nur die resistenten Stämme, die sich weiter vermehren und schließlich eine vollständig resistente Population an multiresistenten Keimen bilden können. Bei Bakterien, die gegen mehrere Antibiotikaarten resistent sind, spricht man von multiresistenten Erregern (MRE). Diese Resistenzen können im menschlichen Körper entstehen, aber auch an anderen Orten wie im Wasser oder auf Lebensmitteln auftreten, was darauf hindeutet, dass resistente Bakterien auch von außen übertragen werden können.

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Multiresistente Keime führen zu vermehrten nosokomialen Infektionen

Resistente Keime stellen inzwischen ein großes gesundheitliches Problem dar. Gerade in Krankenhäusern und Pflegeheimen verbreiten sie sich trotz verbesserter Hygienemaßnahmen immer weiter. Das Fatale ist, dass sich hier viele immungeschwächte Personen auf engem Raum aufhalten und regelmäßig Antibiotika-Therapien durchgeführt werden, die eine weitere Resistenzbildung fördern.

Man geht davon aus, dass in Deutschland pro Jahr 400.000-600.000 mit einer medizinischen Maßnahme in Verbindung stehende, sogenannte nosokomiale Infektionen auftreten, die mit 10.000-15.000 Todesfällen verbunden sind. Nach Daten der Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS)-Datenbank des Robert Koch-Institutes sind zirka 30.000 dieser Infektionen auf Multiresistente Keime zurückzuführen – Tendenz steigend.¹

MRSA-Keime sind die häufigsten multiresistenten Keime

Seit mehreren Jahren wird das Auftreten der Antibiotika-Resistenzen systematisch erfasst. Dadurch gibt es Erkenntnisse, welches die häufigsten multiresistenten Erreger sind und welche Antibiotika gegen diese nicht mehr wirksam sind.

Ein besonders häufig vorkommendes multiresistentes Bakterium ist MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Es besiedelt oft die Haut oder Schleimhäute. Inzwischen sind viele Stämme nicht nur gegen die Antibiotika der beta-Laktam-Klasse resistent, sondern auch gegen andere Antibiotikaklassen. Dies führt dazu, dass Infektionen wie etwa eine Sepsis (Blutstrominfektion) doppelt so häufig mit Todesfällen verbunden sind wie dies bei einer auftretenden Sepsis mit empfindlichen Staphylococcus aureus-Stämmen der Fall ist.²

Es gibt zudem weitere Erreger, von denen seltener die Rede ist. Neben MRSA können beispielsweise Klebsiellen, Pseudomonaden (Pseudomonas aeruginosa) und Enterokokken (Vancomycin-resistenter Enterococcus faecium und Enterococcus faecalis (VRE)) oder auch bestimmte Clostridien schwere und lebensbedrohliche Infektionen verursachen.

Multiresistenten Keimen entgegenwirken

Es gibt verschiedene Maßnahmen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

In den letzten Jahren hat man erfolgreich an der Verbesserung der Hygiene in Kliniken und Pflegeeinrichtungen gearbeitet. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (KRINKO) erstellt Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen sowie zu organisatorischen und baulichen Maßnahmen zum Einhalten der Hygienestandards, wie z. B. Wasserfilter, Anleitungen für die Aufbereitung von Medizinprodukten, etc.

Darüber hinaus gibt es länderübergreifend Bestrebungen, Antibiotika zielgerechter und ausgewählter einzusetzen – nämlich nur dann, wenn sie wirklich indiziert sind, und auch dann sollte verstärkt auf eine korrekte Anwendung geachtet werden.

1Gastmeier P, Fätkenheuer G. Dtsch Arztebl 2015; 112(15): A-674 / B-576 / C-559.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/169106/Infektiologie-Dilemma-mit-Begriffen-und-Zahlen)

²https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/infektionskrankheiten/mrsa.html